Das Grabtuch Christi bezeugt nicht nur die Qualen des Leidens Christi und seinen Tod. Die geheimnisvoll auf diesem Tuch abgedruckte Gestalt setzt ein nachfolgendes Ereignis voraus. Yves Delage nennt unter den Gründen, die ihn bewogen, das Grabtuch von Turin mit dem Tuch zu identifizieren, das Christus wirklich einhüllte, auch diesen: »Damit das Bild entstehen konnte, mußte der Leichnam wenigstens 24 Stunden und nicht länger als ein paar Tage im Grabtuch eingehüllt sein; nachher hätte der Eintritt der Verwesung das Bild und schließlich auch das Tuch zerstört.« Zusammen mit dem leeren Grab wirft das Grabtuch somit eine wichtige Frage auf, die man zufriedenstellend nur mit der Auferstehung, der »frohen Botschaft« der Evangelien, beantworten kann. Bei aufmerksamer Betrachtung sehen wir im Antlitz Christi nicht nur ein Bild des Todes, sondern auch ein Durchschimmern des Lebens. Jener, der ruhig in der Umarmung des Todes schläft, ist der Herr des Lebens am Vorabend seines Triumphes.
Ist das Grabtuch authentisch?
Die Evangelien sprechen von einem Linnen (griechisch »sindon«), mit dem Josef von Arimatäa den Leib Jesu einhüllte und ins Grab legte (Mt.27,57-60).
Die Identifizierung des in Turin aufbewahrten Grabtuches ist kein Problem des Glaubens, sondern der Wissenschaft.
Die Kirche hat sich nie offiziell dazu ausgesprochen und es ist bekannt, dass die Reliquienverehrung »relativ« ist, d.h. sie gilt nicht dem Gegenstand selbst, sondern dem, was er darstellt.
Tatsache aber ist, dass das Turiner Grabtuch ausgerechnet vor der modernen Wissenschaft bestehen kann.
Quellen: „Neueste Erkenntnisse über das Turiner Grabtuch“ von Wolfgang Waldstein ISBN Nr. 978-3-7171-1029-3
„Kreuzweg Jesu Christi“ im Lichte der Evangelien und des Turiner Grabtuches, Kanisius-Verlag Freiburg, ISBN Nr. 3857641029
„Das Bluttuch Christi“ von Michael Hesemann ISBN: 978-3-7766-2632-2
Botschaft von Papst Franziskus:
«Liebe Brüder und Schwestern, mit euch trete auch ich vor das Grabtuch hin und danke dem Herrn, der uns mit den heutigen Mitteln diese Gelegenheit schenkt. Auch wenn es auf diese Weise geschieht, ist es unsererseits nicht ein bloßes Anschauen, sondern ein Verehren, es ist ein Blick des Gebets. Ich würde noch mehr sagen, es ist ein Sich-anschauen-lassen.»
„Künstler aus allen Jahrhunderten haben versucht, das göttliche Antlitz Jesu in Farbe und auf verschiedenen Materialien zu porträtieren. Keines dieser Christusbilder befriedigt uns. Einzig das Bild auf dem Grabtuch vermag uns eine Ahnung zu geben vom Mysterium des Gottmenschen Jesus Christus“.
Hl. Papst Paul VI.