Nach einem im Colmarer Archiv aufbewahrten Bericht, vermutet man den Anfang der Wallfahrt nach Thierbach schon im 8. Jahrhundert. Aber die Gegebenheit im 12. Jh. verlieh der Wallfahrt hierher einen neuen Glanz: Unheilbar krank, ließ sich der Edelmann von Sulz nach Thierbach tragen und legte im Gebet um seine Heilung das Versprechen ab; wenn er gesund werden könnte, würde er auf alle seine Güter verzichten und das ganze Leben in den Dienst Gottes stellen. Vollkommen geheilt schenkte er um 1125 dem Kloster Thierbach mehrere Rebberge und das Kapellhaus in Sulz. Der junge Edelmann begab sich darauf als Pilger nach Cluny, zur damals viel besuchten Wallfahrt und Abtei der Benediktiner, und trat in den Orden ein. Dort machte seine Heilung zu Thierenbach einen so gewaltigen Eindruck, daß der damals berühmte Abt Petrus Venerabilis hierher pilgerte, und ein Priorat seines Ordens errichtete. Dank der Schenkung des geheilten Edelmanns und der reichen Beiträge frommer Pilger der Umgebung kamen Kloster und Kirche in kurzer Zeit zustande. Besondere Beachtung verdient das gekrönte Gnadenbild u. l. Frau von Thierenbach. Dieses Vesperbild stammt nach dem Urteil der Kunstkenner aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die frühere Darstellung war gewiß die der erhabenen Mutter und Königin mit dem Jesuskind. Erst um 1300 kam die Verehrung der Schmerzensmutter und deren Darstellung in diese Gegend und fand großen Anklang beim gläubigen Volk.