Wallfahrt - hin zum ewigen Leben

Schlussendlich befinden wir uns alle auf der irdischen Pilgerschaft - hin zu unserer Heimat im Himmel. Betrachtungen und Gebete über die „letzten Dinge".

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Einführung

Jede Wallfahrt ist eine Art kleines Leben, ein Abbild jener grossen Wallfahrt, die unser Leben ist. Alle Menschen sind unterwegs, einem Ziel entgegen, das jede Anstrengung, jede Mühe, jedes Opfer wert ist: zur ewigen Glückseligkeit des Himmels. Wie steht es mit unserer Vorfreude? Bei den meisten von uns ist diese Vorfreude getrübt von der Angst vor dem, was man „die letzten Dinge" nennt: Sterben, Gericht, Fegfeuer, Hölle. – Will Gott uns wirklich Angst machen? Das kann nicht sein, denn er ist die Liebe und Güte selbst. Aber gerade weil er uns liebt, setzt er alles daran, dass wir Ziel unseres Lebens, die ewige Glückseligkeit der Liebe im Himmel erreichen. Alle seine Gebote sind nicht Schranken, sondern Wegweiser auf dem Weg zu unserem Glück. Ebenso dient die Rede von ‚Gericht‘, ‚Fegfeuer‘ und ‚Hölle‘, nur diesem einen Ziel: uns für die Tragweite unserer freien Entscheidungen die Augen zu öffnen und uns vor all den möglichen Schmerzen und Qualen zu bewahren. Es gilt also auch hier, wie immer und überall mit Gott, alles im Lichte der Liebe zu betrachten. Nur so dürfen wir  sicher sein, es richtig zu sehen.

Sterben

Seit wir Zeugnisse von Personen haben, die „klinisch tot" waren, dann aber ins Leben zurückgeholt wurden, wissen wir, dass Sterben ganz anders ist, als wir es uns vorstellten. Mit Ausnahme derer, die einen Selbstmordversuch gemacht hatten, stimmen alle in der Aussage überein: Was wir erlebt haben, war so schön, dass wir nicht mehr in dieses Leben zurückkehren wollten; es erfüllte uns ein unbeschreibliches  Gefühl der Harmonie, des Lichtes, der Liebe und des Friedens. Doch könnte es nicht so sein, dass es sich bei diesen Erlebnissen um blosse Produkte des Unterbewussten handelt, ähnlich wie bei Träumen, die ja auch nicht Realität, sondern Gebilde des Unbewussten sind? Sicher ist: Wir haben es hier nicht mit Erfahrungen nach dem Tod zu tun, denn keine dieser Personen ist wirklich gestorben, sie waren alle nur an der Schwelle zum Tod. Es handelt sich um sogenannte Nahtod-Erlebnisse. Diese geben uns also keine Auskünfte über das Leben nach dem Tod, also über das Jenseits. Trotzdem sind sie wertvoll. Sie zeigen uns, dass uns beim Sterben nicht etwas Schreckliches widerfährt, sondern dass wir eine Erfahrung der Befreiung und des Lichtes machen dürfen.

Die eigentliche Frage lautet also: Was erwartet mich jenseits des Todes? - Eine bange Frage, welche die Menschen sich schon immer beschäftigte. Die verschiedenen Religionen haben darauf verschiedene Antworten gegeben. Menschen, die sich zu keiner Religion bekennen, sagen: „Mit dem Tod ist alles aus, nach diesem Leben kommt nichts mehr."

Wer sagt die Wahrheit? Eines ist sicher: Alle Antworten können nicht gleich wahr sein. Wenn aber einer die Antwort kennt, dann sicher Gott, dem sich alles verdankt. Welche Antwort aber kommt von Gott? Wenn wir unter Gott denjenigen verstehen, der alles geschaffen hat und über dem es keinen Grösseren geben kann – wäre er nicht der Grösste, wäre er nicht Gott – dann muss auch Gottes Antwort die grösste sein.

Welches aber ist die grösste Antwort? Die Antwort der LIEBE. Denn das Grösste ist die Liebe. Jene Antwort also, die mir sagt: Was dich nach diesem Leben erwartet, ist die LIEBE. Nach diesem Leben folgt nicht das Nichts: Es gibt etwas, nein, es gibt Jemanden, der dich erwartet, Jener, der dich am meisten liebt, Jener, der die LIEBE selber ist. Du musst nicht mehr in das irdische, begrenzte Leben zurück, musst nicht mehr leiden, dich nicht mehr von lieben Menschen und Dingen trennen, sondern darfst jetzt ein Leben voll beseligender Freude, ein Leben der Liebe , des Lichtes und des Friedens leben, ein göttliches, himmlisches Leben, dass deine schönsten Träume übertrifft, mit einem Wort: ein Leben, das ganz LIEBE ist. Das ist die Antwort, die Jesus von Nazareth gegeben hat,  die Mensch gewordene LIEBE. Wer IHM glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?  (Joh 11,25-26)

Du bist frei, IHM zu glauben oder nicht. Auch zu glauben, mit dem Tod sei alles aus, ist ein Glaube. Wenn du dich für den Glauben an Jesus, die Mensch gewordene LIEBE entscheidest, wirst du nichts verlieren, was gut, wahr und schön gewesen ist in deinem Leben, sondern du wirst alles wiederfinden – und noch unendlich viel mehr. Jesus sagt: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. (Joh 6,51) Durch dieses geheimnisvolle Brot, das wir im Sakrament der Liebe, der hl. Eucharistie, empfangen dürfen, vereinigen wir uns mit Jesus. Wir schenken uns IHM, mit allem, was wir sind und haben. Was man aber verschenkt hat, kann man nicht mehr verlieren. Da wir nun Jesus gehören, brauchen wir den Tod nicht mehr zu fürchten: Wir sind in das LEBEN Jesu gewissermassen „einverleibt". Statt uns zu fürchten, dürfen wir uns auf die Heimkehr in das „Haus des Vaters" FREUEN. Wie Jesus uns gesagt hat, gibt es dort viele Wohnungen, und er hat uns versprochen: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten. (Joh 14,2). Alles, was uns im Tod und nach dem Tod geschehen kann, gilt es also im Licht der LIEBE zu betrachten.

Das „Gericht"

Wie steht es mit dem Gericht? Muss ich Angst haben, gerichtet zu werden? – Das Einzige, was ich fürchten müsste, wäre die Verdammung. Aber verdammt Gott? Nein, nie! Nach dem hl. Paulus, in seiner " Hymne auf die Liebe Gottes", verdammen weder der Vater noch der Sohn: Gott rechtfertigt! (Röm 8,33) Gott macht gerecht! Jesus ist nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten (vgl. Joh 12,47). Was ist denn  das eigentlich -  das „Gericht"? Jesus sagt: Mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht: denn ihre Werke waren böse (Joh 3,19).

Das Gericht ist das LICHT. Wir sind es also, die Menschen, die sich selber verdammen, wenn wir die Dunkelheit dem Licht vorziehen. Wenn unsere Werke gut sind, d.h. wenn wir das tun, was Jesus uns sagt, weil wir glauben, dass er der Sohn Gottes ist, dann haben wir keinen Grund zu fürchten, dass wir verdammt werden: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; Er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen (Joh 5,24).

O Güte Gottes! Im Augenblick des Todes willst du nicht ein Richter sein, der mich verdammt, sondern ein Vater, der mich an sein Herz drückt! Du willst uns das Gericht ersparen und uns zeigen, wie wir nicht gerichtet werden. Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat( 3, 17-18).

Ja, wer nicht glaubt, macht sich selbst unglücklich, beraubt sich der schönsten Hoffnung und macht sein Leben trost-los. Wer aber glaubt, wird glücklich, ja, selig. Jesus, ich glaube an deinen Namen, der mir sagt, dass du derjenige bist, der nicht will, dass ich verloren gehe, sondern will, dass ich das Leben habe: Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige leben hat (Joh 3,16). An dich glauben heisst: sich von dir geliebt wissen, von der LIEBE, mit der du uns liebst! Du beschuldigst niemand, du entschuldigst: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun Lk 23, 34).

So hast du sogar für jene gebetet, die dich gekreuzigt haben. Du willst nicht einmal, dass wir uns selber beschuldigen, sondern, dass wir uns entschuldigen und um Verzeihung bitten. Du willst, dass wir auch uns selber gegenüber milde sind, denn der Geist der Liebe ist ein Geist der Milde.  Der Liebesjünger hat geschrieben: Wenn das Herz uns auch verurteilt – Gott ist grösser als unser Herz und er weiss alles (1 Joh 3,20). Ja, du bist grösser als unser Herz durch deine Barmherzigkeit. BARMHERZIGKEIT, wunderbares Wort, das uns sagt: „So tief du auch fällst, du kannst nicht tiefer fallen als in die Arme deines Gottes." Aber es braucht auch „Elend", und manchmal tiefes Elend – um ein Herz zu haben und barmherzig zu werden. Du erbarmst dich, weil du gerecht bist. Deine Gerechtigkeit trägt unserer Schwäche Rechnung. Deine Gerechtigkeit steht nicht im Gegensatz zu deiner Güte. Sie ist nicht eine rächende, vergeltende Gerechtigkeit, wie oft die unsere, und verdammt nicht. Deine Gerechtigkeit richtet auf, macht gerecht. Deine Gerechtigkeit ist deine Heiligkeit, und die Heiligkeit besteht in der LIEBE. Die Liebe verdammt die Sünde, aber nicht den Sünder. Darum verurteilst du niemand. Das Wort, das du zur Ehebrecherin sagtest, hast du auch  jedem von uns gesagt: Auch ich verurteile dich nicht. Geh, und sündige von jetzt an nicht mehr (Joh 8,11). Und du willst, das wir ebenso handeln: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Mass, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden (Mt 7, 1-2).

Tatsächlich machen wir das Gericht, nicht du! Das Gericht ist erbarmungslos gegen den, der kein Erbarmen gezeigt hat. Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht (Jak 2,13). Vater der Barmherzigkeit, hilf mir, barmherzig zu sein, wie du barmherzig bist – dann brauche kein Gericht zu fürchten.

Das "Fegfeuer"

Jesus, ich habe das Glück, ein Glied an deinem geheimnisvollen Leib zu sein, der Kirche, deiner vielgeliebten Braut Du willst, dass sie fleckenlos sei, denn du willst, dass sie SCHÖN sei. Die Schönheit duldet nicht die geringste Verschmutzung. Schönheit verlangt Reinheit. Die wahre Schönheit aber ist die LIEBE. Unreinheit ist die Sünde, d.h. die Nicht-Liebe. Aber wie kann ich in den „Hochzeitssaal" des Himmels eintreten  mit all meinen Flecken der Nicht-Liebe? Wie kann ich mich schön machen?– Auf mich selbst gestellt, wird mir das nie gelingen. Wer könnte nur eine einzige seiner Sünden löschen? Das kannst nur du, o Jesus. Gott der Liebe und der Barmherzigkeit, dein Verzeihen ist mir schon zugesichert! Mehr als alles andere liebst du es, uns zu verzeihen und uns von allen Fehlern zu befreien. Wer ist ein Gott wie du, der du Schuld verzeihst und (…) das Unrecht vergibst? Gott (…) liebt es, gnädig zu sein. Er wird wieder Erbarmen haben mit uns und unsere Schuld zertreten. Ja, du wirfst all unsere Sünden in die Tiefe des Meeres hinab (M7 18-19). Doch die Reinigung, von der hier die Rede ist, ist nicht eine äussere, sondern eine innere Reinigung. Ich muss mich ändern, ich muss ganz rein, d.h. ganz LIEBE werden. Darum ist mein Mitwirken unerlässlich. Was muss ich tun? – Ich muss mein Unrecht erkennen und es von ganzem Herzen bereuen. Damit ich erkennen kann, was in mir noch nicht Liebe geworden ist, brauche ich LICHT. Dieses Licht ist das Licht deines GEISTES. Im Augenblick meines Todes wirst du mich in dein Licht führen und mit dir werde ich das Leben, das ich gelebt habe, noch einmal sehen… ich werde endlich die ganze WAHRHEIT über mein Leben erkennen: Ich werde das Unrecht einsehen, das ich während meines Lebens nicht sah oder nicht sehen wollte. Ich werde die kleinsten Spuren von Nicht-Liebe sehen, die noch vorhanden sind: Spuren von Groll, Eitelkeit, Egoismus, Stolz … Ich werde meine mangelnde Aufmerksamkeit, Grosszügigkeit, Dankbarkeit sehen … Du wirst mir keine Vorwürfe machen, aber im Licht deiner Liebe wird mich jede Spur von Nicht-Liebe schmerzen. Die Leiden des „Fegefeuers" sind Schmerzen der Reue und des brennenden Verlangens, mit dir vereint zu sein. Aber da du mich nicht leiden sehen kannst, wirst du nicht lange warten, um meine Schmerzen in FREUDE zu verwandeln. Jesus, geliebter Bräutigam deiner Kirche, lass mich schon jetzt ganz rein, ganz schön, ganz liebend werden - auch wenn es mit Schmerzen verbunden ist – nicht um dem „Fegefeuer" zu entgehen, sondern einzig, um dir zu gefallen!

Die "Hölle"

Und wie steht es mit der „Hölle"? Wird es am Tisch des himmlischen Hochzeitsmahles leere Plätze geben? Eines ist sicher: Wenn die „Hölle" existiert, muss die Liebe sie erfordern. Ist die „Hölle" mit der Liebe  nicht unvereinbar? – Nein, ihre Existenz wird von der Liebe gefordert. Wie soll man das verstehen? Was ist die „Hölle"? – „Hölle" ist die reale (nicht bloss theoretische) Möglichkeit, endgültig nein zu Gott zu sagen, seine Liebe für immer abzulehnen. Folglich „kommt" niemand in die Hölle und noch weniger wird er von Gott in die Hölle „gestürzt": Nur der Mensch selbst kann sich verdammen. Es muss eine „Hölle" geben, weil es keine Liebe ohne Freiheit gibt. Niemand kann jemand zur Liebe zwingen -  nicht einmal Gott! Ich verstehe, dass die Liebe die Freiheit erfordert, aber wie kann ein Mensch, der für die Liebe geschaffen ist, dahin kommen, dass er zu Gott nein sagt und so sein grösstes  Glück für immer verweigert? – Das kann ich nicht verstehen. Das Übel kann man nie verstehen, weil es ein Mangel an Sein ist. Das Übel wählen, und dadurch sein eigenes Unglück, ist gegen die Natur, die gut ist. Gott hat uns die Freiheit gegeben, um zu lieben, und nicht, um zu hassen. Wer die Freiheit dazu gebraucht, um Böses zu tun, ist krank: Etwas in ihm ist gestört, nicht mehr in Ordnung. Er hat Heilung nötig. Aber ist Jesus nicht gerade dazu gekommen, um zu heilen und zu retten, was verloren war? – Richtig, nur … der Mensch muss sich von ihm heilen und retten lassen. Aber gibt es wirklich Menschen, die es vorziehen, sich vom Himmel auszuschliessen und ohne Gott in endloser Qual zu leben, weil sie die Liebe hassen? Gibt es wirklich Menschen, die für immer verloren gehen? Niemand weiss es, weil niemand weiss, wie ein Mensch im Tod, in der Stunde seiner Begegnung mit Gott, sich entscheidet. Deshalb hat auch die Kirche von niemandem gesagt, dass er sich verdammt hätte.  Aber die Kirche hat immer gebetet und dahin gewirkt, dass keiner verloren geht, denn sie LIEBT.! Der hl. Paulus, in seiner Hymne auf die Liebe, sagt: Die Liebe glaubt alles, hofft alles. (1 Kor 13,7)

Ja, o mein Gott, ich glaube dir von ganzem Herzen, du bist die Wahrheit selbst. Du willst, dass keines deiner Kinder verloren gehe. Wäre es für dich selbst nicht die „Hölle", wenn du zusehen müsstest, wie ein einziges deiner vielgeliebten Kinder deine Liebe für immer ablehnen würde und dadurch in alle Ewigkeit unbeschreibliche Schmerzen erleiden müsste?  Du bist der gute Hirte, der dem verlorenen Schaf nachgeht, bis er es findet. (Lk 15,5) Ich glaube, dass du allmächtig bist. Auf die ängstliche Frage deiner Jünger: Wer kann dann noch gerettet werden? hast du geantwortet: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich. (Mt 19,26) Deine Allmacht ist eine Allmacht der Liebe. Ich glaube, dass in Gegenwart deiner Güte und unter deinem Blick voll Liebe und Barmherzigkeit selbst das verhärtetste Herz dir nicht wird widerstehen können. Jesus, ich bitte dich inständig, zeige dich jedem Menschen in der Stunde seines Todes. Zeige ihm, wie du aus Liebe zu ihm gelitten hast und gestorben bist! Dir ist alles möglich. Ja, ich bin sicher, dass du noch Mittel und Wege findest, um den Trotz des Menschen zu brechen und ihn dahin zu bringen, dass er sich in Freiheit deiner barmherzigen Liebe öffnet und mit reuigem Herzen sich in deine Arme wirft …

O Jesus, mit der Kirche hoffe ich für jeden Menschen, ohne Ausnahme, und bitte dich mit ihr: Gewähre jedem Sterbenden die Gnade einer vollkommenen Reue. Bewahre ihn vor dem Schmerz aller Schmerzen, der die freiwillige Trennung von deiner Liebe bedeuten würde. Führe alle deine Kinder in den Himmel! Wir alle bedürfen deiner Barmherzigkeit. Aber ich empfehle dir vor allem die Ärmsten der Armen an: jene, die nichts von dir wissen wollen und sich entschieden haben, ohne dich zu leben. –  Sie kennen deine Liebe nicht. Ich weiss, meine Bitte ist gross, aber in deiner grenzenlosen Güte gibst du lieber grosse Dinge als kleine. Und du hast uns gesagt: Alles, worum ihr betet und bittet – glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil. (Mk 11,24)

Deine Liebe wird gesiegt haben, wenn das Opfer seinem Täter verziehen  hat, wie jener Jude, der, bevor er die Gaskammer betreten musste, noch   folgende Worte geschrieben hat: „Herr, wenn du in Herrlichkeit wiederkommen wirst, gedenke nicht nur der Menschen guten Willens, sondern auch der Menschen bösen Willens. Gedenke nicht ihrer Misshandlungen, Grausamkeiten und Gewalttätigkeiten. Gedenke der Früchte, die wir hervorgebracht haben, wegen dem, was sie uns angetan haben. Gedenke der Geduld dieser, des Mutes jener, der Kameradschaft, der Demut, der Seelengrösse, die sie in uns geweckt haben. Und mache, Herr, dass die Früchte, die wir getragen haben, zu ihrer Rettung gereichen.

Der „Himmel"

Mit der ganzen Kirche glaube ich an den Himmel. DER HIMMEL, DAS IST DIE LIEBE, DAS IST GOTT¨! Wie soll man sich den Himmel vorstellen? Der Himmel wird unsere schönsten Träume unendlich übertreffen… Der Himmel wird DIE GROSSE ÜBERRASCHUNG sein: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Grosse, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. (1 Kor 2,9)

Brauche ich mehr zu wissen?

Mein Gott und mein Alles, Schöpfer des Himmels und der Erde, Herr über Leben und Tod, mein vielgeliebter Vater, Papa, der beste aller Väter, mein Jesus, der du durch deinen Liebestod am Kreuz den Tod besiegt hast und mir in Maria deine Mutter zur Mutter gegeben hast, sie, die ich sooft bat, für mich jetzt und in der Stunde meines Todes zu beten: Dein Wille geschehe immer und überall! Du bist Gott und ich bin nur ein schwaches Geschöpf, das alles von dir empfangen hat. Du hast die Natur so geschaffen, dass jedes irdische Leben einen Anfang und ein Ende hat. Sterben ist also ebenso natürlich wie geboren werden. So hast du es in deiner unendlichen Weisheit vorgesehen. Darum habe ich keinen Grund, mich dagegen aufzulehnen. Ich nehme es an, ich bin damit einverstanden. Da du es so willst, ist es gut. ,Unzählige Wesen sind bis heute geboren worden und gestorben, unzählige werden noch geboren und werden sterben. Wie könnte ich da eine Ausnahme beanspruchen wollen? – Nein, ich will kein anderes Los kennen, ich will kein Privileg, ich will solidarisch sein mit allen Lebewesen dieser Erde. Aber es gibt einen noch tieferen Grund, warum ich nicht dem Tod entgehen möchte: Und das ist Jesus. In ihm hast du selber sterblich werden wollen und sogar den grausamsten Tod sterben wollen: vor Schmerz am „Schandpfahl", dem Kreuz. Sein Tod hat jeden Tod verklärt und ihm einen Wert, eine Würde ohnegleichen verliehen. Durch den Tod Jesu hast du den tiefsten Sinn des Todes aufgezeigt. Für Jesus war der Tod die höchste Möglichkeit, uns seine Liebe zu zeigen. Es gibt keine grössere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Joh 15,13) So ist auch für mich der Tod meine höchste und letzte Möglichkeit, mich vollkommen hinzugeben, also vollkommen zu lieben. Sterben bedeutet daher nicht, aufhören zu leben, sondern den Höhepunkt meines Lebens erreichen. Mit der hl. Theresia vom Kinde Jesu kann ich daher sagen: "Ich sterbe nicht, ich gehe in das Leben ein!" Lieben heisst leben! Ja, Wer nicht liebt, bleibt im Tod, sagt uns der Liebesjünger Johannes (1 Joh 3,14). Ebenso: Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. (1 Joh 3, 14)

Wie wunderbar! Wenn ich jeden Menschen wie meinen Bruder oder meine Schwester liebe, bin ich bereits vom Tod ins Leben hinübergegangen! Da dies so ist, wie könnte ich da den Tod noch fürchten? Im Gegenteil, müsste ich nicht mit Freude ihm entgegengehen? Gewiss. Aber was hindert mich daran? – Ich sehe es klar: Ich liebe noch zu wenig … Johannes sagt es uns deutlich: Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe, und wer sich fürchtet, dessen Liebe ist nicht vollendet. (1 Joh 4,18) Ja, ich bin in der Liebe noch nicht vollendet. Was soll ich tun? Ich will Gott bitten, meine Liebe zu vollenden. Mein Gott, meine Liebe! Ich bitte dich aus tiefstem Herzen: Lass mich alle Menschen wie meine Geschwister lieben. Denn wie dein Liebesjünger uns sagt: Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet. (1 Joh 4,12)

Ja, ich will mehr lieben: Dich, der du mich zuerst geliebt hast, meine Mitmenschen, aber auch mich selbst, da auch du mich liebst. Ich will mein Leben hingeben, alles, was ich empfangen habe, all meine Kräfte und meine Zeit, bis zu jenem grossen Augenblick meines Lebens, in dem ich wirklich alles lassen, alles geben und mich selbst hingeben kann für das grösste Glück aller, für die Seligkeit des Himmels. Fürchte nichts, meine Seele. Gott ist lauter Liebe und Güte. Liebe und geh fröhlich voran auf deinem Weg. Du bist nicht allein, du wirst nicht allein sterben.

Freu dich. Du gehst der glücklichsten Begegnung deines Lebens entgegen. Nichts ist zu schön, um dieses Glück auszudrücken. Du kannst mit deinem Bruder Stan sagen: „Der Tod gleicht dem Vorhang einer Wiege, den die Mutter beiseiteschiebt, um ihr Neugeborenes zu umarmen."  Oder du kannst mit deinem Bruder Pascal sagen: „Wir werden alle zu dieser Begegnung mit unserem Papa erwartet, zu dieser freudigen Umarmung, zu diesem Ausruhen unseres ganzen Seins am Herzen des Vaters." Sicher ist, dass deine schönsten Träume übertroffen werden … So komm, meine Seele, gehen wir voll Hoffnung und Vertrauen zum Hause unseres Vaters! LIEBE! LIEBE! LIEBE! - und hab keine Angst, denn in deinem Tod wirst du Dem begegnen, der dich am meisten liebt. Amen! Halleluja!

Aber noch ist es nicht soweit. Noch ist uns Zeit gegeben, um Gott unsere Liebe zu zeigen und den Menschen Gott als grenzenlose Liebe und Güte bekannt zu machen! Mein lieber Freund, darf ich Dir etwas ganz Wunderbares verraten? Es ist so gewaltig, so wunderbar, so unfaßbar groß, daß viele es gar nicht für möglich halten: Du wirst geliebt! …von GOTT geliebt! (1Thessalonicher 1,4) Liegt darin nicht die ganze Seligkeit: von GOTT geliebt zu werden? Ob Du im Moment mit dieser unerwarteten Liebeserklärung etwas anfangen kannst? Ich weiß, wir sind oft von dieser Gottesliebe recht wenig beeindruckt. Sie erscheint uns vielfach zu abstrakt, zu unfaßbar hoch. Und doch ist sie so unendlich konkret und  hautnah im Herrn Jesus zu uns gekommen. Was für ein erhabener Gedanke! Dieser allmächtige Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, bringt es über Seine Lippen und macht Dir eine umwerfende Liebeserklärung: Ich liebe dich!  - Schade, wenn's dann bei Dir nicht zündet. Und das war's doch gewesen: Mitten in einer brutalen und Angst machenden Welt sich von Gott geliebt zu wissen! Nein, wir Menschen haben die Liebe wahrlich nicht erfunden. Die  kaputte,  lieblose Welt um uns herum gibt uns darin sogar recht! Und dennoch hat Gott die Sehnsucht nach Seiner Liebe auch in Dein Herz gelegt. Sehnsucht nach Gott! Es stimmt: Dein Herz ist so lange unruhig, bis es ruht in Gott.! Was aber, wenn Du an Seiner Liebe vorbeisteuerst? Die Folgen sind so traurig !... Wer nicht Gottes Liebe erfährt, bleibt im Herzen krank. Nun weiß ich nicht, wie Deine Seele im Moment gestimmt ist. Brauchst Du ein Wort der Ermutigung, weil Menschen Dich unsagbar enttäuscht haben? Wartest Du vergeblich auf Trost und Zuspruch? Diese drei Wörter: „von GOTT geliebt!" können Dein Leben total verändern, wenn Du diesem herrlichen Inhalt sperrangelweit Dein Herz öffnest. Wie groß Deine Not auch sein mag, wie schwer die Last auf Deinen Schultern Dich quält: An der Liebe Jesu erfährst Du innere Heilung. An ihr kann auch Dein Herz sich regelrecht "gesundfreuen"! Und draußen, vor der Tür, im Alltag? Laß es Dir sagen: Wenn Gott Dich liebt, was kümmert Dich dann noch das Gerede derer, die dich nicht mögen? Wenn Dein siegreicher Herr Dich liebt, dann pfeif getrost auf alles, was Dir Furcht einjagen will. Sich vom gekreuzigten und auferstandenen Herrn geliebt zu wissen, klärt jede Frage, stillt jeden Kummer. Wisse Dich gerade jetzt von Gott geliebt, auch über alles Unverstandene Deines Lebens hinweg. Dann werden Dir neue Kraft und neuer Lebensmut geschenkt. Und kümmert Dich irgendein Leiden, irgendeine unausgesprochene Not, dann sollst Du immer daran denken: Ich bin von Gott geliebt! Er wird Dir keine Bitte abschlagen, wenn sie Dir zum Allerbesten dient. Jesus liebt Dich, und genau diese Liebe solltest Du ab heute zum Wahlspruch Deines Lebens machen -  und geniessen, ja geniessen! Es gibt nur wenige, die die Liebe Gottes so recht von Herzen genießen. Dabei könnten wir uns doch alle in Seinen Armen kuschelwohl fühlen. Nur wer Seine Liebe genießt, wird von ihr beschenkt, um Ihn selbst und andere wiederzulieben. Willst du mehr?